Roman
Wir müssen dann fort sein (2016)
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Zehn Jahre lang hat Oliver Hackert seinen verhassten Vater, einen ehemaligen Volkspolizisten und systemtreuen Schriftsteller, nicht gesehen – nun nimmt er die Einladung zu dessen 75. Geburtstag an. Er will sich nicht aussöhnen, sondern nur Kontakt zu dessen Studienfreund Oleg Mitrochin bekommen. Mitrochin, der als sowjetischer Besatzungsoffizier in der DDR stationiert war, ging nach der Wende nach Weißrussland und wurde dort Gefängnisdirektor. Unlängst musste er untertauchen, weil er selbst in die Schusslinie des Regimes geriet. Oliver hat die Chance, als westlicher Journalist das erste Interview seit Jahren mit dem berüchtigten Diktator zu führen, der seine politischen Konkurrenten verschwinden ließ. Einerseits liebt er Darja, seine weißrussische Frau, über alles und will sie und die Familie nicht gefährden – andererseits ist die Chance auf den Coup, den Diktator mit Mitrochins Informationen zu konfrontieren, extrem verlockend.
Als er sich entschließt, die Sache durchzuziehen, eskaliert die Situation auf allen Ebenen...
Verlag Galiani Berlin,2016
ISBN 978-3-462-31550-9
Erscheinungstermin: 18. Februar 2016
Das Buch ist ein Rausch, ein Trip, der tief im Inneren laut scheppert. Ich fühle mich tief erkannt als Mensch.
Charly Hübner, Schauspieler
Rezensionen
Stimmen zum Buch
Ehemaliger Präsident des BND
Dirk Brauns' parabelhafter Roman ist eine Abrechnung mit dem Gemütszustand von Menschen in Diktaturen. Und dabei ein ziemlich komplexes und interessantes Werk mit einem sehr originellen Zugang, nicht nur wegen seines Schauplatzes Weißrussland.
Dirk Brauns ist ein fesselnder Politthriller mit ebenso überraschendem wie grandiosem Finale gelungen.
Der Roman erzählt ein großes, ein schwieriges Thema in einer lockeren und leichten Sprache und mit einer Spannung, dass es schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen.
In einem seiner Essays lässt der Journalist Hackert eine von ihm interviewte Person konstatieren: "Gute Kunst muss schockieren." Brauns' Roman schockiert. Weil er der inneren Logik dieser - und damit aller Diktaturen - erzählerisch auf die Schliche kommt.
Ein packender Roman, in dem es ums Ganze geht – ein Buch von enormer dunkler Kraft und Schönheit und zudem spannend wie ein Krimi.
Auch wenn die Details des Romans fiktiver Natur sind, so spiegeln sie dennoch die tatsächlichen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit. 1999 wurden die drei Hauptvertreter der Opposition liquidiert und es „besteht kein Zweifel, dass sie im Auftrag des Staates ermordet wurden“, so der Autor in der Nachbemerkung.
Literaturblog
Das ist ein schöner und eigenwilliger Roman, nicht nur durch das Thema, sondern auch durch die besondere Erzählweise. Sehr gut und überzeugend die Abrechnung des Vaters. Das ist stark. Wie auch ingesamt das Balancieren zwischen Anspruch und Leichtsinn, Pathos und Banalität. Das Buch hat einen schönen Zug. Lebenspralle Bitterkeit und Lebenshunger.
Schriftsteller
Gegen Diktaturen hilft immer der Witz. Im Roman sind dies vor allem die eingestreuten Kolumnen Hackerts - etwa über eine therapeutische Darmspülung, die er in Minsk in all ihrer Absurdität und nicht zuletzt Symbolik über sich ergehen ließ.
Das Buch ist ungeschönt, rau, brutal – und vor allem lesenswert […]Selten ist es in den letzten Jahren einem Autor gelungen, soviel Spannung außerhalb des Krimi-Genres in die deutsche Literatur hinein zu tragen.
Hörprobe „Wir müssen dann fort sein“ Teil 1
gelesen von Hendrik Duryn
(Länge ca. 33 Minuten)
Hörprobe „Wir müssen dann fort sein“ Teil 2
gelesen von Hendrik Duryn
(Länge ca. 36 Minuten)
Ich bin sehr bewegt davon, wie realistisch und feinfühlig der profane Alltag des Lebens von Jedermann in totalitären Staaten beschrieben wird […] Die Figur Darja ist eine Liebeserklärung an die Menschen in Belarus und in Diktaturen, die ihrer Natürlichkeit treu bleiben und so – man könnte sagen instinktiv – den Versuchungen der Macht widerstehen.