Roman

Die Unscheinbaren (2019)

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Jede Familiengeschichte hat ihre dunklen Geheimnisse, doch nicht in jeder werden die Eltern als Spione enttarnt – Dirk Brauns’ hochspannender, aufwühlender Roman über einen Spionagefall und seine Folgen, angeregt durch die Familiengeschichte des Autors.

Es ist der Schockmoment seines Lebens: An einem Wintertag im Jahre 1965 muss der achtzehnjährige Martin Schmidt in Gegenwart seiner Großmutter miterleben, wie die Stasi seine Eltern verhaftet: Seit vielen Jahren hatten diese – vor allem auf Betreiben seiner manipulativen Mutter – für den BND spioniert. Das Leben im sozialistischen Deutschland wird für Martin daraufhin zum Spießrutenlauf: Von seinen Mitschülern wird er geschnitten und verprügelt, beim Einkauf verhöhnt, die Nachbarn wechseln vor dem »Verräterkind« die Straßenseite.

Seine Großmutter verkraftet die Schande nicht und stirbt bald darauf. Als seine Mutter Jahre später freikommt, folgt er ihr in den Westen. Zurücklassen muss er dafür Angelika, die große Liebe seiner Jugend…

Jahrzehnte später holen ihn diese traumatischen Ereignisse wieder ein.

Verlag Galiani Berlin, 2019 
ISBN 978-3-86971-188-1

Erscheinungstermin: 14. Februar 2019

Menschliche Quellen zu verlieren, ist eine Tragödie. Man muss dann der Frage nachgehen, wie das kommen konnte. Und das tut dieser Autor.

Hans-Georg Wieck, Ex-Präsident des BND

Rezensionen

Stimmen zum Buch

Der Kampf zwischen Mutter und Sohn währt ein halbes Jahrhundert und überspannt den ganzen Roman. Noch als fast Siebzigjähriger sucht der Sohn seiner inzwischen 92-jährigen Mutter die Wahrheit abzuringen. Es ist ein abgründiges Duell mit einer geradezu dämonisch verstockten und hochfahrenden Greisin, die, selbst in die Enge getrieben, den Sohn immer noch mit Lügen und Ausflüchten hinzuhalten sucht.

    Sigrid Löffler

    Deutschlandfunk Kultur

    "Die Unscheinbaren" ist ein gut geschriebenes Buch, das die verschiedenen Zeiten immer wieder geschickt ineinander übergehen lässt, weil sie für die Akteure eben nicht immer trennscharf sind. [...] "Alle Welt scheint fasziniert von Spionen", denkt Martin Schmidt einmal bei der Erinnerung an sein Zuhause, "dabei sind es meist Lebensdarsteller ohne eigene Sprache".

      Peter Körte

      FAZ

      Das ist eine spannende, fürchterliche und schöne Geschichte.

        Senta Berger

        Schauspielerin

        Ein Roman, der das große Spannungsverhältnis eines geteilten Landes auf die Familie überträgt. […] Das Buch ist hilfreich, um die jüngere deutsche Geschichte zu verstehen, und gleichzeitig ein Familienroman, der den Leser fesselt.

          ARTE Journal

          Ein deutscher Spionageroman, fern von jeder James Bond-Literatur [...], der sich durch die sehr cineastische Sprache sehr flott lesen läßt. [...] Pures Kopfkino.

            Hauke Harder

            Leseschatz-TV

            Bis zum Ende der DDR sollen etwa zehntausend Agenten des Bundesnachrichtendienstes in der DDR Ausschau gehalten haben nach geheimen Informationen. Es gibt erstaunlich wenig Bücher, die von diesem Phänomen und von solchen Fällen erzählen. Aber es gibt einen neuen Roman, der dies tut: "Die Unscheinbaren".

              Frank Meyer

              Deutschlandfunk Kultur

              Der Sog dieses Romans hat wohl auch damit zu tun, dass Dirk Brauns ein geübter Journalist ist, das Buch liest sich ungeheuer leicht und schnell – trotz des tragischen Inhalts.

                Margrit Schaller

                Kulturpur

                Und das Wundersame an dem Roman... er ist nicht nur großartige Literatur, sondern zeigt auch, wie "heilsam" Bücher sein können.

                  Norbert Kron

                  artEmotion*Berlin

                  Eine etwas andere Agentengeschichte, die relativ leise und ohne große Knalleffekte daherkommt, aber in diesen leisen Events nicht weniger dramatisch ist und einem beim Lesen den Raum gibt, sich diese Dramatik vorstellen zu können […] Allen, die den Film "Das Leben der Anderen" gern gesehen haben, möchte ich dieses Buch von Herzen empfehlen.

                    Miriam Semrau

                    im Gespräch mit Nicole Abraham, hr2 Kultur

                    Ein mitreißender Plot und vor allem zum Großteil ganz real […] Dirk Brauns schrieb den Roman "Die Unscheinbaren" über die Spionageverstrickungen seiner Familie. Bei der Recherche durchforstete er Tausende Seiten an Akteneinträgen im BND- und im Stasi-Archiv. "Jede Familiengeschichte hat ihre dunklen Geheimnisse", sagt Brauns, "doch nicht in jeder werden die Großeltern als Spione enttarnt"

                      C. Nehring

                      Spiegel Online

                      Seine Fingerfertigkeit zu formulieren, Bilder und Stimmungen zu schaffen, lassen einen beim Lesen innehalten und die Augen schließen.

                        Maja Fiedler

                        SWR 2 lesenswert

                        Allerdings erwartet die Zuhörer kein klassischer Spionageroman à la James Bond oder John le Carré. "Es ist kein Pageturner, bei dem alle zwei Seiten die Waffe gezogen und ein Feind erschossen wird", sagt Brauns, "für mich ist das Buch sowohl Spionage- wie auch Familienroman".

                          Süddeutsche Zeitung

                          Die Bühne, die Brauns wählt, ist eine universale. Auch, wenn seine Romane […] ihre Themen im Osten finden. Der 51-Jährige sieht sich nicht als Aufarbeiter [...]

                            Stephanie Lubasch

                            Märkische Oderzeitung

                            Familienbiografischer Hintergrund

                            Die Brauns, eine schrecklich nette Spionagefamilie – Agenten-Drama in der DDR (Spiegel online, 21.03.2019)

                            Der Beginn des Romans „Die Unscheinbaren“ basiert auf einer wahren Begebenheit: Im Februar 1965 wurden die Großeltern des Autors in Ost-Berlin als Agenten des Bundesnachrichtendienstes verhaftet. Von einem Tag auf den anderen änderte sich für den jugendlichen Rainer Brauns (Vater des Autors) alles. Er hatte für seine Großmutter, seinen jüngeren Bruder und das Elternhaus Sorge zu tragen. 

                            Dieser schicksalshafte Moment ist die Ausgangssituation des Romans. 

                            Die historischen Fotos zeigen den Vater, dessen Eltern und  Bruder, dessen Großmutter, den Obstgarten hinter dem Haus in Berlin-Blankenburg sowie das sagenumwobene Auto. 

                            Porträt Rainer Brauns (Vater des Autors):  „Spionage: Die Schatten der Vergangenheit“ anlässlich des 9. November 2019 auf einland.net

                            Nachrichtendienstliche Schaltskizze mit den Figuren des Romans
                            Das geteilte Berlin mit Handlungsorten des Romans

                            Interview des Verlages Galiani Berlin mit Dr. Rainer Brauns, dem Vater des Autors


                            Galiani Berlin:
                            Können Sie sich in Martin Schmidt, der Hauptfigur des Romans, wiederfinden?

                            Rainer Brauns: „Die Unscheinbaren“ erzählt eine Geschichte, die von der gelebten Wirklichkeit unserer Familie stark abweicht.

                            Charakterlich ist mir Martin Schmidt möglicherweise nicht unähnlich. Aber meine Biografie, auch mein Berufsweg, verliefen völlig anders. Ich bemerke eher eine gewisse, faktische Nähe zu meinem vor zwanzig Jahren verstorbenen Bruder. Er siedelte in den Westen über und wurde Tierarzt. 

                            Manche der im Roman geschilderten Abläufe – insbesondere die Verhaftung und Vernehmung meiner Eltern durch das Ministerium für Staatssicherheit – beruhen auf Tatsachen. So oder ähnlich ist das damals passiert. Den weiteren Verlauf der Handlung aber hat mein Sohn erfunden. Da gibt es nur wenig Bezüge zum realen Geschehen.

                            Galiani Berlin: Inwiefern haben Sie Ihren Sohn beim Schreiben des Buches unterstützt?

                            Rainer Brauns: Wir haben intensiv geredet. Zu Beginn seiner Recherche vor etwa drei Jahren, aber auch noch später, während des Schreibens. Nicht selten rief er an und erkundigte sich nach irgendwelchen Details: die Raumaufteilung des Hauses oder Apfelsorten in unserem damaligen Garten. Insbesondere zum Ablauf der Verhaftung meiner Eltern im Februar 1965, aber auch zu den Lebensverhältnissen im Berlin-Blankenburg jener Zeit habe ich ihm Fragen beantworten können. Wir waren auch gemeinsam vor Ort und trafen den Chronisten der Gemeinde.

                            Erwähnen möchte ich, dass mein Sohn Archivmaterial der Staatssicherheit und des Bundesnachrichtendienstes einsehen konnte. Auch darüber haben wir uns ausgetauscht.

                            Beim Schreiben aber blieb ich Zaungast und habe erst das fertige Manuskript einsehen können.

                            Galiani Berlin: Wie war es für Sie, diese Geschichte zu lesen?

                            Rainer Brauns: Der Roman, obwohl fiktiv, hat mich sehr berührt, da die Verhaftung meiner Eltern – als entscheidendes und tiefgreifendes Ereignis meiner Jugend – den Ausgangspunkt für meinen weiteren Lebensweg bildete.

                            Beschriebene Personen und Orte sind eng mit meinem damaligen Leben verbunden.

                            Durch die ausführlichen Gespräche mit meinem Sohn traten die nach über fünfzig Jahren verdrängten negativen Erfahrungen wieder in den Vordergrund, weshalb ich dem Vorhaben anfangs skeptisch gegenüberstand. Mit der schrittweisen Einbindung in die Recherchen wurde diese anfängliche Skepsis jedoch überwunden und ich habe ihn unterstützen können.

                            Als Zeitzeuge ist meine Sicht auf den Roman sicher eine andere als die eines neutralen Lesers. Die Charaktere des Buches sind mir sehr vertraut. Dadurch entstand beim Lesen ein ungeheurer Sog. Von Neugier angetrieben habe ich das Buch verschlungen.

                            (2019)