Roman (deutsche und polnische Ausgabe)

Café Auschwitz (2013 und 2015)

Roman (deutsche und polnische Ausgabe)

Café Auschwitz (2013 und 2015)

  • Inhalt
  • Buch Details

Am Anfang steht die Begegnung von Alexander, dem jungen Deutschen, mit Janusz, dem polnischen Auschwitz-Überlebenden.

Eine gemeinsame Reise in das ehemalige Konzentrationslager endet fast im Fiasko. Janusz glaubt, einen der Lagerpeiniger anhand eines Zeitungsartikels identifizieren zu können. Die Suche in Deutschland gerät zur fixen Idee und für Alexander zu einer Recherche der besonderen Art, bei der er bald jedes Maß verliert. Dirk Brauns erzählt eine Geschichte abseits von Gedenktagen und Schlagzeilen. Er tut dies konsequent heutig, berührend ohne Pathos, skurril und respektvoll.

"Was wollte ich wissen? Januszs Auschwitz rollte heran als eine Welle aus Zyklon-B-Büchsen am Krematorium IV, dem Gastod seiner Mutter, Selbstmordabsichten, dem Überleben als Akkordeonspieler, seiner Lagerliebe Sonja in der Effektenkammer und all den Toten.
Die meisten von ihnen waren Juden und mir exotisch wie ein Indianerstamm. Mit ihrem Nichtvorhandensein war ich aufgewachsen. Ich vermisste sie weder, noch erinnerte ich mich, dass während meiner Kindheit über sie gesprochen wurde."
Dirk Brauns, Café Auschwitz

KLAK Verlag, Berlin, 2015
ISBN 978-3-943767-54-4
http://www.klakverlag.de

Wydawnictwo: Akcent, 2013
ISBN 978-8-378021-84-1

Ein ausgezeichnetes Buch. […] Die Geschichte regt zum Nachdenken an, möglicherweise sogar zur Umwertung der stereotypen Sichtweisen. 

Zofia Posmysz, Schriftstellerin und Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau
(Häftlings-Nummer: 7566) 

Rezensionen

Stimmen zum Buch

Gerade der provokante Titel des Romans erregt Aufmerksamkeit: „Café Auschwitz“. Das Symbol des Grauens verbunden mit einem Ort, an dem man sich gern mit Freunden trifft? Eigentlich grotesk. Doch dieser Tabubruch erfüllt genau seinen Zweck, denn er irritiert und hilft, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen…

    Konrad-Adenauer-Stiftung

    anlässlich der Präsentation der deutschen Ausgabe des Buches 2015

    „Café Auschwitz“ besticht durch Gegenwärtigkeit […] Keine Phrasen und keine tausendfach gehörte Gedenkrhetorik schleichen sich in die Handlung. Dem Leser stockt der Atem, wenn die Rede ist von „Judenfett“, das zu „leckerem Schmalz“ wurde. Der Autor beschäftigt sich mit einem Thema, das für viele Deutsche zwar präsent ist, aber oft nur noch mit wenigen Emotionen verbunden. Brauns holt es zurück aufs Tableau.

      Berliner Zeitung

      ...Um Missverständnissen vorzubeugen, ich erwarte keine Unterhaltung in Büchern über den Holocaust und doch bin ich immer wieder seltsam berührt und erfreut – oder ein bisschen erleichtert, wenn ich eben auch mal lachen darf. Der Reportage-Roman „Café Auschwitz“ von Dirk Brauns, der in diesem Frühjahr vom KLAK-Verlag in Berlin neu an die Öffentlichkeit gebracht wird, erlaubt eben dies. Radio LOTTE Weimar

        Radio LOTTE Weimar

        …ein großartiges Buch. Der Text ist sprachlich eingängig, mir gefällt das Arrangement der Figuren und Orte. Die Schlüsse, die der Protagonist aus seinem Erleben zieht, finde ich originell und so noch nicht gekannt. Das alleine macht das Buch lesenswert. Jedoch kommt noch das Entlarvende hinzu, die Gnadenlosigkeit, mit der die Hollywoodisierung des Völkermords beschrieben wird. Das ist das, was mich am meisten an dem Text fesselt.

          Parviz Amoghli

          Die Ambivalenz, schon im Buchtitel angedeutet, nimmt gegen Ende der Geschichte noch einmal zu, wenn der Jäger zu zweifeln beginnt, wieviel Schuld der Gejagte, Untersturmführer Hieronymus Wegener, trägt.... Das Grausige, das folgt, ist ein tolles Stück Prosa.

            Gernot Eschrich

            Literatur in Bayern

            „Café Auschwitz“ ist ein ungewöhnliches Buch. [...] mit fast schon intimen Einblicken in das Seelenleben der Deutschen. Hier rückt unser Umgang mit der Schuld an den Gräueltaten in den Konzentrationslagern in den Fokus. Genau da wo es weh tut zeigt Dirk Brauns viele Facetten der Verarbeitung – oder Verdrängung.

              Literaturblog Tulpentopf

              Café Auschwitz finde ich fantastisch. Ernsthaft und doch mit einem hintergründigen Humor. Diese irrwitzige Suche nach der Wahrheit, vor allem bei den Tätern, die nichts rausrücken, das ist ganz großes Theater.

                Helga Bürster

                Wir begegnen mit Janusz einem Menschen […] mit sowohl anrührenden als auch verstörenden Zügen, und wir treffen auf inzwischen gebrechlich gewordene Tätergreise, die sich entweder mit ihrem Wissen um ihre Vergangenheit quälen oder sich jedem Gespräch darüber entziehen.

                  Die Christengemeinschaft

                  Café Auschwitz – Vorwort

                  Ein ausgezeichnetes Buch. Thema und Grundachse der Handlung ist die Freundschaft zwischen einem jungen Deutschen und Janusz, einem ehemaligen Auschwitzhäftling. Die Geschichte, die ohne Beschönigungen in einer geradezu reportagehaften Poetik erzählt wird, zeichnet sich durch ihre Authentizität aus, regt zum Nachdenken an, möglicherweise sogar zur Umwertung der stereotypen Sichtweisen. Die Konstruktion des Buches hat zur Folge, dass sich diese Quasi-Reportage wie ein Action/Abenteuer-Roman liest: die einzelnen Handlungsstränge und Realien sind ineinander verflochten, entsprechend verändert sich die Poetik: Wir lernen das Privatleben des Erzählers kennen, eines Lehrers an der Deutschen Schule in Warschau und das Durcheinander in dessen Leben, nachdem er Janusz kennen lernt. Unerwartete Wendungen in der Handlung erfolgen: die Arbeit der deutschen Freiwilligen im Museum Auschwitz-Birkenau, der spätere Ausflug mit Janusz nach Auschwitz, die Teilnahme an einem Treffen ehemaliger Häftlinge und die Begegnungen mit deutschen „Touristen” werden unkonventionell, aber lebensecht beschrieben, schließlich die Reise nach Deutschland auf der Suche nach einem ehemaligen SS-Mann, an den sich Janusz aus seiner Zeit im Lager erinnert. Das Kapitel des Romans, in dem der Erzähler in die Rolle eines investigativen Journalisten schlüpft, ist eine faszinierende Reportage. Die Romanhandlung wird durch Dokumente ergänzt, die für sich schon außerordentlich interessant sind. Und schließlich die möglicherweise wesentlichste Stärke des Werkes : das Bild des Protagonisten Janusz mit all seinen Schwächen, Komplexen und posttraumatischem Stress, die psychologischen Porträts der Nebenfiguren, manchmal nur mit wenigen Sätzen gezeichnet, sowie die Eigenanalyse des Erzählers bewirken, dass diese suggestive Prosa etwas über die Conditio humana im Allgemeinen aussagt. Zum Schluss möchte ich anmerken, dass ich keine Literaturkritikerin bin, mich hier als Leserin und ehemaliger Häftling des Lagers Auschwitz-Birkenau äußere. Seit Jahren arbeite ich mit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz zusammen. Dorthin kommen junge Menschen aus ganz Europa, die das Thema Vernichtungslager aus der Literatur oder Filmen kennen und ihr Wissen vertiefen möchten. Im Museum Auschwitz-Birkenau studieren sie Dokumente, besuchen das Lager und treffen dann ehemalige Häftlinge, die wenigen übrig gebliebenen Zeugen der Geschichte. Mein Traum ist es, dass sie das Buch „Café Auschwitz” lesen. Vielleicht findet sich unter ihnen jemand, der wie Dirk Brauns dieses Thema aufgreifen und die Erinnerung an die Vernichtungslager an zukünftige Generationen als Warnzeichen weitergeben wird.

                  Zofia Posmysz, Schriftstellerin und Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau (Häftlings-Nummer: 7566) /
                  Übersetzung aus dem Polnischen von Andreas Volk
                  Zofia Posmysz bei der Buchpremiere von "Café Auschwitz" in Warschau 2013