Kann ich durch Deutschland wandern und wildfremde Menschen fragen, was sie glücklich macht? In wenigen Tagen werde ich losgehen und es ausprobieren.

Auf die Idee kam ich zufällig. In einer Runde hörte ich Dorothea, eine pensionierte Krankenschwester, darüber erzählen, wie einzigartig es für sie sei, ein Neugeborenes im Arm zu halten.

Wie anrührend sie ihr Gefühl schilderte, ließ mich nicht los. Die Erinnerung daran verband sich mit dem Wunsch, während meiner Wanderung trotz der politisch aufgeladenen Stimmung im Land über mehr als den Wahlkampf zu berichten.

Ab dem 20. August werde ich zwischen München und Berlin genau hinsehen. Trennendes hervorheben und politisieren möchte ich nicht, sondern nach Gemeinsamkeiten suchen. Glücklich zu sein, ist ein Anspruch, den alle teilen. Und doch leben wir ihn höchst individuell.

Mit dieser Vorstellung begann ich, in meinem Umfeld „Glücksinterviews“ zu führen. Ich versuchte, das Handy besser einzusetzen, ließ mir raten, dem Gegenüber mehr Pausen zu gönnen, ihn weniger lenken zu wollen. Ich schärfte sozusagen meine Glücksaufmerksamkeit und wurde dabei erstaunlicherweise selbst ein wenig glücklicher. 

Schließlich traf ich Dorothea erneut. In einem Café in Fürstenfeldbruck ließ sie mich teilhaben.