Seit Monaten bereite ich mich auf meine Wanderung vor, äußerlich wie innerlich. Entlang der Strecke durch fünf Bundesländer werde ich viele Menschen treffen, sie interviewen und manchmal mit ihnen auch tageweise wandern – zwei Regionalpolitiker, eine Krankenschwester, eine Buchhändlerin, einen Automechaniker, eine Soziologin, einen Pastor, einen Mönch, eine Restauratorin, einen Theaterintendanten, eine Köchin, einen Fotografen, einen Lehrer, eine Polizistin, einen Spaziergangs-Forscher, eine Bibliothekarin, einen Fensterbauer, einen Rapper. Und das sind nur die festen Verabredungen. Was werden sie über ihre Leben berichten? Welches Bild wird am Ende herauskommen?

In den letzten Wochen habe ich Klassiker der Wanderliteratur wiedergelesen. Besonders zwei Bücher hatten mich schon 1995 vor meiner Berlin-München-Tour begeistert. Michael Holzachs „Deutschland umsonst“ und Werner Herzogs „Vom Gehen im Eis“. Mitte der 90er Jahre verschlang ich diese Bücher wie Berichte aus dem Wanderdunkel. Hunderte Kilometer zu Fuß zu reisen galt als bizarr. Es gab noch kein „Ich bin dann mal weg“ und keinen Jakobsweg-Hype. Wandern war alles andere als ein Wirtschaftsfaktor. Von entsprechender Infrastruktur ganz zu schweigen.

Das ist heute anders. Dennoch ziehe ich – bei diesem Projekt und überhaupt – das Individuelle dem Trendigen vor. Womit wir beim wohl wichtigsten Wanderutensil angelangt sind – meinen Stiefeln. Mittlerweile sind sie zwanzig Jahre alt, angestoßen, alles andere als schick, buchstäblich abgelaufen. Aber ich hänge an meinen Tretern. Mit ihnen an den Füßen habe ich einen schlimmen Verkehrsunfall überstanden. Wieder und wieder lasse ich sie reparieren, habe sie irgendwann beim Augsburger Schuhmacher Amanuel Amno auseinander- und gänzlich neu aufbauen lassen.

Mit diesen Oldtimern möchte ich unbedingt auch von München nach Berlin gehen.

Was der Stiefel-Meister bei einem kürzlichen Besuch in seiner gut frequentierten Werkstatt davon hielt, ist hier zu sehen:   

Auch die übrige Ausrüstung liegt bereit. Rucksack mit Solarpanel zur Handy-Aufladung, Zelt, Schlafsack, Isomatte, beste Socken, atmungsaktive T-Shirts, Hut, Moskitonetz, Stirnlampe … ein vor allem leichtes, platzsparendes Sortiment. Von Freunden bekam ich einen Göffel geschenkt, also die Kombination aus Gabel und Löffel. Meine Frau bestand darauf, mir einen sackartigen Regenponcho in der Signalfarbe rot zu kaufen. 

Regenponcho
Solarpanel
Wanderutensilien

Um mich an die Strapazen zu gewöhnen, habe ich versucht zu trainieren. An Samstagmorgen bin ich zum zwei Orte entfernten Bäcker marschiert. Schwer hechelnd war ich sowohl im Allgäu als auch entlang der Ostsee unterwegs, wo der „Sommerurlaub“ wegen der Probewanderungen mich eher an meine Militärzeit erinnerte.   

Ob ich das, was ab 20. August auf mich zukommt, bewältigen kann, weiß ich trotzdem nicht. So sehr ich auch plane, mich hineindenke und präpariere, das Ganze bleibt ein Abenteuer.

P.S.:  Nur Freunde wie mein ehemaliger Kollege Frank Sieren scheinen zu wissen, was von mir zu erwarten ist. 😊