Die Glücksgespräche während meiner Reise gehen weiter. In den vergangenen Tagen traf ich vier Frauen, die mir von schönen Momenten erzählten. Ursprünglich sollte für diese Folge auch ein Mann dabei sein. Aber das Gespräch mit ihm wandelte sich und wurde ein zu Herzen gehender Hilferuf. Zu diesem Gesprächspartner und seinem sehr speziellen Unglück (man muss es so nennen) veröffentliche ich später einen Extra-Beitrag.
Johanna, ehemalige Landtagsabgeordnete der SPD
Sie zu treffen war geplant. Die Energie und Lebensfreude der 74-Jährigen hat mich umgehauen. Wir saßen in ihrem Garten. Hinter mir plätscherte der Teich und sie hatte während des Interviews die ganze Zeit Angst, dass ich hineinfalle.
Heide, Musiklehrerin
Heide und ihre beiden Brüder gewährten mir Obdach, als ich mich an einem Abend mit der Zeit verschätzt hatte und wieder im Zelt hätte schlafen müssen. Ihr Anwesen war das letzte vor dem Waldrand. Der Nachbar hatte mir vorher mit der Begründung abgesagt, dass er schlechte Erfahrungen gemacht hätte und deshalb niemand Fremden mehr hineinlassen würde.
Heide ist 77 Jahre alt. Sie rief mir mit ihrer Sängerinnenstimme über die Wiese zu „Bitte, kommen Sie. Dies ist ein offenes Haus!“
Maria, Busunternehmerin
Als ich am Vormittag von Heide und ihren Brüdern loskam, war es zu spät für die geplante Strecke zu Fuß. Ich stand, noch erfüllt von meinem Übernachtungserlebnis und den vielen Gesprächen, mit dem Rucksack an der Straße, als Maria mit ihrem Kleinbus stoppte. Das allererste Auto!
Mit der ihr eigenen Mischung aus Wärme und Rationalität meinte sie: „Ich habe Sie genau taxiert und erst dann gehalten.“ Wir fuhren zu ihrer Familie in ein Nachbardorf. Mir hat dort besonders gefallen, wie zwei ihrer Enkel, etwa sieben und fünf Jahre alt, für ihren kleinen, nicht mal einjährigen Bruder ein „Nest“ aus Gras bastelten. „Er sitzt eben gern im Gras“, erklärten sie mir.
Frau Schertl, Gastwirtin
In ihrem Gasthaus „Zur hohen Tanne“ legte ich nach einer kapitalen Tagestour einen ganztägigen Zwischenstopp ein. Um das diverse Foto- und Video-Material der ersten Woche zu sichten. Um meine Kleidung zu waschen, durchzuschnaufen und um zu schreiben.
Frau Schertl hat ein Gesicht, das sich wie eine Tür öffnet, wenn man mit ihr spricht. Sie arbeitet seit dreißig Jahren als Wirtin. Am ersten Morgen war sie mir aufgefallen, weil sie in einem ruhigen Moment mit ihrer Katze auf dem Schoß am Küchentisch saß, sie streichelte und aus dem Fenster sah.