Tagebuch einer Deutschlandwanderung
Berlin-München. Zu Fuß. (1997)
Tagebuch einer Deutschlandwanderung
Berlin-München. Zu Fuß. (1997)
- Inhalt
- Buch Details
Da macht sich einer auf den Weg, einen Monat durch die Republik. Über Autobahnen, Landstraßen, Pfade, querfeldein. Entstanden ist so ein schonungslos ehrliches Tagebuch über Orte und Menschen im aufschwungsverstörten Osten und wohlstandsverwöhnten Westen Deutschlands.
Der Bericht eines Wanderers über seine Begegnungen mit Bauern, Bürgern, Junkies und Pennern, mit Kühen, Schweinen, Hunden und streunenden Katzen.
Unterwegs begegnet er drei Menschen, die ihm ausführlich ihre Lebensgeschichte erzählen: ein Melker Jahrgang 1913, eine deutschstämmige Ungarin Jahrgang 1925 und eine Frau Jahrgang 1918, die einige Jahre in DDR-Haft verbrachte - Denkmale einer Zeit, die einmal war und doch immer gegenwärtig bleibt.
Ein Bericht über Fußweh, Bauchweh und Heimweh.
Stuttgart: Quell Verlag, 1997
ISBN 3-7918-2248-9
„Ich wollte von Berlin nach München laufen und mich mit Menschen treffen, die zur Fortbewegung einst triftigere Gründe hatten.“
Dirk Brauns
Rezensionen
Stimmen zum Buch
1995 machte sich ein junger Ostdeutscher namens Dirk Brauns zu Fuß auf den Weg von Berlin nach München, um Deutschland zu suchen. Was er fand, ist so uninteressant, daß es schon fast wieder überrascht. Nach siebzehn Tagen, von denen nicht viel zu berichten ist, befällt den jungen Deutschen zwischen Blankenstein und Lichtenberg ein ‚seltsames Gefühl von Ortlosigkeit‘: Irgendwo hier muß vor sechs Jahren noch bewehrte Grenze gewesen sein; doch, o Schreck, die Grenze ist nicht nur weg, sondern wie nie gewesen! Keine Narbe in der Natur, kein Graben zwischen den Leuten von Blankenstein und denen von Lichtenberg, keine Spur der eben erst vergangenen Geschichte. Vielmehr, und das ist das patriotische Gefühl, das in dem gesamtdeutschen Wandersmann wächst und wächst: hier wie dort die nämliche Langeweile.
„…selbstironisch, präzise formuliert, eine erste Probe erzählerischen Talents.“
„Mit Geschichten über das Ende des letzten Weltkrieges bin ich aufgewachsen.
Ich interessierte mich für Bombenabwürfe, aufgedunsene Pferdeleiber, von Maschinengewehrfeuer verunstaltete Hauswände, Selbstmordwellen und die netten Soldaten hinter den großen Gulaschkanonen.
Mein Großvater humpelte.
Auf seinem Bein, an das ich mich bei meinen ersten Gehversuchen klammerte, gab es eine faszinierende Vertiefung, einen zartrosa-farbenen Krater unterhalb des Knies, in den ich meine ganze Hand legen konnte…
Vor einigen Jahren, lange nachdem mein Großvater gestorben war, aber in seiner Küche – einem der phantasieanregensten Räume der Welt, in dem ich vor lauter Spinnereien noch heute keinen Bissen herunterbekomme, der vom dauernden Reden nicht schon längst kalt ist – muss sich die Idee einer Fußreise in mir festgesetzt haben.“
„Was dem aktuellen deutsch-deutschen Einheitsbrei an Prägnanz fehlt, das bieten diese Geschichten aus der Vergangenheit um so eindrucksvoller.“